Heimat Los

Aber der Garten war mehr als die drei Kirschbäume am Bach, mehr als ihr Sommerschatten und unter den Zweigen der weiche Rasen. Denn er blieb für Jedermann verschlossen. Seine Mauer schien unübersteigbar, und wenn jemand nach ihm fragte, dann brachtest du ihm nicht nur Bilder, die du in Erinnerung an ihn gemalt hattest. Anderen erzähltest du auch von seiner Schönheit, damit sie sich vorstellen konnten etwas von seinem Geheimnis. Dabei suchtetst du nach den kostbarsten Worten, verglichest die Blüten der Kirschbäume mit weißen Sternen, den Bach mit einem frischen Redefluss. Und wenn er nach deinem Gartenhaus fragte, dann sprachst du von seinen ziegelroten Zimmern und dem schwarzen Keller. Du wiesest auch auf die alte Kastanie hin, denn zwischen ihren Blättern schien die Sonne, als wenn sie die Augen öffnete, und du vergaßest auch nicht die kleine Kapelle mit ihren mächtigen Gedenktafeln Deiner ehrbaren Vorfahren.

Das mochte den Meisten genug sein, einer aber fragte, warum der Garten etwas Besonderes und für Jedermann verschlossen wäre. Er habe, so meinte er, dergleichen Rückzugsorte häufiger besucht. Du lächeltest. Deinen Garten kenne er nicht. Es gäbe nicht seinesgleichen und schon gar nicht einen Weg dorthin. Du fändest auch seinen Schlüssel nicht. Und so bleibe verschlossen sein Glanz. Eine verlorene Heimat. Doch einst habest du darin gewohnt.